Quiz-Duell mit dem Prof

Quiz-Duell mit dem Prof

Smartphones und Vorlesungen – bisher eine schwierige Kombination. Schnell lässt man sich von dem kleinen Gerät ablenken. Studierende der Uni Freiburg haben nun die App SMILE entwickelt, die nicht mehr von der Vorlesung ablenken, sondern sie besser machen soll. Kann das funktionieren?

SMILE steht für Smartphones in der Lehre. Die Idee hinter der App: „In den großen Massenvorlesungen gibt es keine Interaktion zwischen Dozent und Zuhörern. Das wollten wir ändern“, sagt Informatikprofessor Dr. Bernd Becker. An seinem Lehrstuhl wurde die App von Studierenden und Mitarbeitern entwickelt.

Die App hat drei große Funktionen: Das Live-Feedback, ein Quiz und eine Question&Answer-Funktion.

Rückmeldung per Schieberegler

Mit dem Live-Feedback können Studierende dem Dozenten eine direkte Rückmeldung zur Vorlesung geben. Das funktioniert per Schieberegler. Der Dozent sieht das Feedback sofort auf seinem Bildschirm. Gibt also ein großer Teil der Studierenden an, gerade nicht mehr mitzukommen, kann er etwas wiederholen oder genauer erklären.

Mit der Quiz-Funktion kann der Dozent während der Vorlesung Fragen an die Studierenden stellen. Das erinnert an die Quiz-Duell-App, die schon länger ein beliebter Zeitvertreib in Vorlesungen ist. Bei SMILE spielt nur der Professor noch mit.

Passive Hörer aufwecken

Die Studierenden sollen die Quizfragen in der Vorlesung sofort beantworten. Die richtige Antwort sowie die Auswertung aller Antworten erscheinen dann direkt auf dem Bildschirm. „Am besten eignen sich Fettnäpfchen-Fragen. Dann gibt es einen Überraschungseffekt, der die passiven Hörer aufweckt“, erklärt Linus Feiten, einer der Projektkoordinatoren von SMILE.

Die Question&Answer-Funktion ist dazu gedacht, Fragen an den Professor zu stellen, ohne den Fluss der Vorlesung zu stören. Zudem vermindert die Anonymität der App die Angst sich vor den Kommilitonen durch eine Frage bloßzustellen. „In der Praxis wird diese Funktion aber eher wie ein Forum genutzt, in dem nach der Vorlesung Fragen gestellt und beantwortet werden“, sagt Professor Becker.

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Informatikprofessor Bernd Becker und Mitarbeiter Linus Feiten

SMILE soll also tröge Massenveranstaltungen auffrischen. Diese Idee ist nicht unbedingt neu, doch bisher mussten immer extra Geräte wie PDAs, also kleine tragbare Computer, angeschafft werden. Mit der Verbreitung des Smartphone hat fast jeder seinen eigenen Computer schon dabei.

SMILE läuft auch auf dem Laptop

Doch auch wer kein Smartphone besitzt, kann SMILE zum Beispiel an einem Laptop nutzen. „Die App läuft auf allen Geräten mit Internetanschluss“, sagt Linus Feiten. Wichtig für die Funktionalität ist ein stabiles WLAN-Netzwerk im Hörsaal damit es keine Verzögerungen gibt.

Bernd Becker und sein Team habe die App schon in einigen Vorlesungen getestet und evaluiert. Einige der Funktionen haben sich dabei als nützlich, andere als weniger sinnvoll erwiesen: „Die Studierenden agieren nicht ständig mit dem Feedback-Regler. Eine punktuelle Aktivität der Hörer durch die Quizfragen funktioniert viel besser“, sagt Becker. Zudem können die Quizfragen auch nach der Vorlesung noch zur Klausurvorbereitung genutzt werden.

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Der Feddback-Regler für direkte Rückmeldung

Durch die Evaluation konnte die App ständig weiterentwickelt werden und wird inzwischen auch in anderen Fachbereichen wie der Erziehungswissenschaft angewendet. Möglich gemacht hat das auch der Instructional Developement Award, ein Lehrpreis der Uni Freiburg, der mit 70.000 Euro dotiert ist und mit dem die App ausgezeichnet wurde.

Doch vergraben sich die Studierenden durch SMILE nicht noch mehr hinter ihren Smartphone und Laptops? „Im Gegenteil“, sagt Linus Feiten, „die Studierenden rätseln gemeinsam über eine knifflige Quizfrage und mit der Lösung kommen sie dann auch mit dem Dozenten ins Gespräch“.

Info

Weitere Informationen zur SMILE-APP gibt es unter www.smile.informatik.uni-freiburg.de

Mehr zum Thema Smartphones gibt es bei uniCross

Studie zur Smartphone-Nutzung: “Ein anderes Ergebnis als wir dachten”

Screenshot SMILE-App: Linus Feiten
Foto: Felix Klingel


Autoren:
Veröffentlicht am 16. September 2014

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